Horst Jungmann, Geschäftsführer der >redmail im Horizont Interview – Special Prospekte & Adresse
Flexibilität und geringe Vorlaufzeit – mit diesen zwei Hauptargumenten können sich die „Nischenunternehmen“ unter den Zustellern vom Hauptkonkurrenten, der Post, auf dem Markt behaupten. Michael Ramsebner, Co- und ab 1. 1. 2014 alleiniger Geschäftsführer des in Graz ansässigen Direktwerbers hurtigflink, sieht einen guten Teil des USPs seines Unternehmens in der „Kleinteiligkeit“ der Angebote: „Unser wohl größter Vorteil ist, dass wir meist direkt vor der Wohnungstüre landen – mit Produktproben, aber auch Magazinen und Zeitungen, bei Privatpersonen, aber auch in der Gastro oder in Arztordinationen.“ So nahe kommt die Post meist nicht an den Rezipienten – und auch nicht so persönlich. „Geht nicht gibt’s nicht“, borgt sich Ramsebner einen Claim und führt aus: „Wir können eigentlich alle Dienstleistungen individualisieren, und das sehr schnell. Dabei hilft uns natürlich, dass wir ein echter One-Stop-Shop sind, dass bei uns von Grafik, Design bis zur Verteilung, zur Konfektionierung aus einer Hand kommt.“ Sein Unternehmen feiert 2014 das 20-jährige Jubiläum – eine gestandene Laufzeit auf einem im Grunde genommen monopolistisch geprägten Markt.
Auch das in Wien beheimatete Werbemittel-Unternehmen RoWeRo setzt auf Flexibilität als Unterscheidungsmerkmal. „Wir können sehr schnell auf Änderungen reagieren und unser Unternehmen flexibel auf Neues, etwa technische Neuerungen, einstellen“, erklärt 50-Prozent-Gesellschafter Reinhard Bleier. „Flexibel“, so Bleier, gehe aber noch wesentlich weiter: „Unser USP ist einerseits die individuelle Verteilung. Wenn es der Kunde wünscht, so beflyern wir beispielsweise – und anschaulich übertrieben ausgedrückt – auch nur gelbe Häuser mit mehr als drei Stöcken und ungerader Hausnummer. Andererseits haben wir mit unserer GPS-Datenkontrolle ein Instrument geschaffen, das einerseits dem Kunden zeigt, wo wann wer in seinem ¬Auftrag unterwegs war, andererseits erfolgt die Kontrolle unserer Subunternehmer auch über das GPS System.“ Der RoWeRo-Geschäftsführer sieht zudem in der Umstellung der Hausbrieffachanlagen eine echte Befreiung seines Geschäftsumfelds: „Das hat nun endlich einen faireren Markt geschaffen.“
Sehr ähnlich die Marktsituation auch für >redmail, wiewohl sich das Unternehmen nicht unbedingt als Nischenanbieter sieht – „obwohl wir neben unserem Kerngeschäft und weiteren klassischen Distributionsangeboten auch Dienstleistungen anbieten, die durchaus als Nischenprodukte einzustufen sind“, wie Geschäftsführer Horst Jungmann präzisiert. >redmail verstehe sich „als der intelligente Ansprechpartner für die Planung und Durchführung aller Aktivitäten, um Information – und mehr – präzise ans Ziel zu bringen: für Unternehmen, insbesondere Verlage. Daraus ergibt sich ein stark serviceorientierter ¬Zugang abseits des Bildes des reinen Papier-Transporteurs,“ so Jungmann, der in diesem Zusammenhang auf ein neues unadressiertes Produkt hinweist: VIP-Zustellung in Wien und Umgebung, „ein Instrument, das es unseren Kunden ermöglicht, mit minimalen Streuverlusten Empfänger in der sogenannten ‚A-Schicht‘ zu erreichen.“ 2013 wurde zudem die connect724 GmbH realisiert, die gesellschaftsrechtliche und organisatorische Neuordnung der ursprünglichen Vertriebskooperationen der Häuser Styria/>redmail und Standard. Mit Realisierung dieses Joint Ventures wurde auch das Dienstleistungsportfolio der >redmail-Gruppe weiter ausgebaut.
>redmail sieht das eigentliche Kerngeschäft als Mittelpunkt des Dienstleistungsportfolios, also vor allem die Zustellung von Zeitungen in den frühen Morgenstunden bis 6.00 Uhr früh, auch am Wochenende. „In Summe ist es wesentlich, die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen, darauf einzugehen und auch Leistung beziehungsweise Unterstützung außerhalb von klassischen Zustellprozessen anzubieten – einfach mit dem Kunden gemeinsam an dessen Erfolg zu arbeiten,“ so Jungmann.
Auch >redmail bietet dazu One-Stop-Lösungen an: von Layout über Druck bis hin zur Zustellung. Sämtliche Leistungen werden aus einer Hand geplant, realisiert – und damit zeitlich optimiert und kosteneffektiv umgesetzt.
Datenschutz und steigende Werbungs-Unlust hätten, sind sich die Post-Mitbewerber einig, zwar Einfluss auf die Geschäftsgänge, dieser halte sich – vorerst – aber noch in engen Grenzen. Jungmann fasst zusammen: „Abgesehen von den offensichtlichen Auswirkungen, etwa der steigenden Anzahl an Verweigerer-Haushalten in der klassischen unadressierten Prospekt-Zustellung, erfordern die Themen ein gewisses Maß an gesteigerter Sensibilität.“ Auch Bleier betrachtet die Zunahme an Werbeverweigerern vorerst gelassen: „Das bedeutet natürlich, dass im selben Gebiet weniger Prospekte verteilt werden können. Unterm Strich gesehen wird es dadurch um fast nichts günstiger für den Kunden, da unsere Verteiler ja den selben Weg haben und auch fast genausolange brauchen, als würden sie 100 Prozent der Briefkästen beflyern.“ Ramsebner stützt sich auf eine Erhebung, die im Sommer 2013 durchgeführt wurde: „Wir behalten die Auswirkungen der zunehmenden Werbungsverweigerung im Auge, empfinden sie aber noch nicht als bedenklich.“ Was schließlich das Thema Datenschutz betrifft, sei ohnehin klar, dass bei einem hohen Anteil an adressierten Aussendungen strikte Vertraulichkeit herrsche.

